Konzert Hamburg Laeiszhalle • 4. September 2013

BOULANGERIE VII
MIT SAMIR ODEH-TAMIMI 
PROGRAMM 

Samir Odeh-Tamimi, HUWA für Klaviertrio und Bariton (2013, dem Boulanger Trio gewidmet) UA
Ludwig van Beethoven, Irische und walisische LiederJohannes Brahms, Trio c-Moll op.101
mit Christian Miedl, Bariton
Gast: Samir Odeh-Tamimi

Samir Odeh-Tamimi

© Jerry Geiger

Samir Odeh-Tamimis Musiksprache ist in seiner Auseinandersetzung mit westeuropäischer Avantgarde und arabischer Musikpraxis verankert. Geboren in Jaljulia in der Nähe von Tel-Aviv und begeistert von sowohl der europäischen Klassik als auch der Ästhetik der Neuen Musik kam der Komponist im Alter von 22 Jahren nach Deutschland und studierte Musikwissenschaft und Komposition. Neben der Beschäftigung mit kompositorischen Vorbildern wie Giacinto Scelsi und Iannis Xenakis fand er in dieser Zeit auch zu einer Auseinandersetzung mit der Musikkultur seines Herkunftslandes zurück.

Inzwischen sind Samir Odeh-Tamimis Werke bei renommierten Festivals zu hören und er erhielt Kompositionsaufträge unter anderem vom Deutschlandfunk, dem Saarländischen Rundfunk, den Donaueschinger Musiktagen, dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, dem WDR und dem Bayerischen Rundfunk/musica viva. 2010 wurde sein Musiktheaterwerk Leila und Madschnun bei der Ruhrtriennale in Bochum uraufgeführt. Im Rahmen des vom Ensemble Modern und dem Siemens Arts Program in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut initiierten Projektes into Istanbul komponierte er 2008 ein von einem Aufenthalt in der türkischen Millionenstadt inspiriertes Ensemblewerk. Auch mit dem Boulanger Trio sowie mit den Neuen Vocalsolisten Stuttgart verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit: So besuchten die Sänger im Rahmen einer Auftragskomposition für das Eclat-Festival Samir Odeh-Tamimis Elternhaus bei Tel Aviv und lernten dort die musikalischen Wurzeln des Komponisten kennen.

Sein Oratorium Hinter der Mauer, beauftragt vom RIAS Kammerchor anlässlich des 20. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, war nach der Berliner Uraufführung in Jerusalem und Dresden zu hören. Im Jubiläumskonzert des SWR anlässlich des 500. Reformationsjubiläums wurde das Werk Gidim für Orchester und Elektronik aus der Taufe gehoben, das sich mit sumerischen Toten-Ritualen beschäftigt. Im Oktober 2018 brachte das Stuttgarter Kammerorchester das Violakonzert Šamaš zur Uraufführung, benannt nach dem Sonnengott der babylonischen Mythologie. Schon 2016 beauftragte ihn das Brüsseler Klarafestival mit einem Intermezzo für eine inszenierte Version von Bachs Johannes-Passion unter der Regie von Pierre Audi. L’Apocalypse Arabe I, eingebettet in die beiden Teile der Passion, basiert auf Texten der libanesischen Dichterin Etel Adnan und wurde 2017 im Muziekgebouw Amsterdam sowie 2018 an der Opera Rouen wiederaufgeführt. Für das Festival d’Aix-en-Provence arbeitet Samir Odeh-Tamimi derzeit an einer Weiterentwicklung des Werkes zu einem abendfüllenden Musiktheater, das 2021 zur Uraufführung kommen wird. 

Für die Neuen Vocalsolisten und das Zafraan Ensemble entsteht zudem, inspiriert von der Tragödie des Sophokles sowie von André Gide und Heiner Müller, das Musiktheater Philoktet. Samir Odeh-Tamimi verbringt die Sommermonate 2019 als Stipendiat der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. Die Saison 2019/20 startet mit der Uraufführung von TIMNA, einem vom SWR im Auftrag gegebenen Werk für Chor, Schlagzeug, Flöte, Viola, Violoncello und Kontrabass, das beim ECLAT Festival zu hören sein wird. Weiter geht es mit einem kollektiven Musiktheater-Projekt, präsentiert im Mai 2020 bei der Münchener Biennale. Im April 2020 wird das hr-Sinfonieorchester das 2008 entstandene Werk Rituale wiederaufführen, das zuletzt in der vergangenen Saison beim Berliner Festival Ultraschall vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin interpretiert wurde.

In Kooperation mit dem RBB und Kairos hat das Berliner Zafraan Ensemble kürzlich eine viel gepriesene Porträt-CD mit kammermusikalischen Werken des Komponisten vorgelegt, die für die Intensität seiner Klangsprache in ihrer existenziellen Dimension als beispielhaft gelten kann. Weitere Aufnahmen seiner Werke sind unter anderem bei WERGO erschienen. Samir Odeh-Tamimi ist seit 2016 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und erhielt im gleichen Jahr den Musikautorenpreis der GEMA.

Saison 2019/20

Christian Miedl

Christian Miedls Engagements der letzten und aktuellen Saison umfassen Olga Neuwirths ORLANDO an der Wiener Staatsoper, Henzes PRINZ VON HOMBURG und Sciarrinos LUCI MIE TRADITRICI an der Staatsoper Stuttgart, Mahlers 8. SYMPHONIE („Symphonie der Tausend“) in der Münchener Philharmonie am Gasteig, Offenbachs BELLE HELENE an der Staatsoper Hamburg, Eötvös‘ ANGELS IN AMERICA in Braunschweig, sowie Aufnahmen zu einem Solo-Album mit Liedern der Romantik, Moderne und Avantgarde.
Auf der Opernbühne war er zu erleben u.a. an der Mailänder Scala, Bayerische Staatsoper,Hamburgische Staatsoper, Wiener Festwochen, sowie an den Opernhäuser von Köln, Lyon, Frankfurt, Bonn, Basel, Malmö, Seattle und Karlsruhe. Sein Opernrepertoire umfasst u. a. die meisten zentralen Partien seines Fachs von Mozart, Rossini, Wagner und Strauss.  Zudem Cover-Verträge in weiteren Partien an der Wiener Staatsoper und ebenfalls Mailänder Scala.
Großer Publikums- und Presseerfolg hat ihn in den letzten Jahren zu einem gefragten Interpreten zeitgenössischer Literatur gemacht, darunter in Opernpartien wie Henzes PRINZ VON HOMBURG, Ullmanns KAISER VON ATLANTIS, Kallenbach in Glass‘ SATYAGRAHA, sowie Malaspina in Sciarrinos LUCI MIE TRADITRICI und Son in Liza Lims TREE OF CODES.

Er war Valmont in der US-Premiere von Francesconis erotisch-dramatischer Oper QUARTETT (Produktion ROH Covent Garden London) beim Spoleto Festival USA, in der er zuvor schon in Skandinavien brillierte.
Sein Japan-Debüt feierte er 2018 in der Suntory Hall Tokyo als Hans Scholl in der japanischen Premiere von Zimmermanns WEISSE ROSE mit dem Tokyo Symphony Orchestra.

Im Konzertbereich war Christian Miedl Solist bedeutender Uraufführungen, darunter: Wolfgang Rihms DER MALER TRÄUMT mit dem Holländischen Rundfunk, Ennio Morricones JERUSALEM mit dem Italienischen RAI, Peter Eötvös‘ ATLANTIS mit Radio France. Zudem ist er ein gefragter Interpret in Partien wie Elias, Matthäuspassion-Christus, Brahms- Requiem, Carmina Burana.

Er ist regelmäßiger Gast internationaler Konzertpodien, u.a. Concertgebouw Amsterdam, Gewandhaus Leipzig, Münchener Philharmonie am Gasteig, Lucerne Festival, Cité de la Musique Paris, Casa da Musica Porto, Mozart-Woche Salzburg, Holland Festival, Laeiszhalle Hamburg.

Er sang u.a. mit dem Orchestre National de la Radio France, Ensemble Intercontemporain Paris, Mahler Chamber Orchestra, Orchestra Nazionale della RAI, Hamburger Philharmoniker, den Rundfunkorchestern von MDR und SWR, Emsemble ASKO|Schoenberg, unter Dirigenten wie Marc Albrecht, Pierre Boulez, Semyon Bychkov, Dennis Russell Davies, Peter Eötvös, Daniel Harding, Susanna Mälkki, Cornelius Meister, Kent Nagano, Matthias Pintscher, Simone Young.

Christian Miedl wurde in Passau geboren und lebt heute in Köln. Nach einem 1. Bundespreis beim Wettbewerb Jugend Musiziert studierte er parallel zu seinem internationalen Wirtschaftsstudium Liedinterpretation am Salzburger Mozarteum bei Wolfgang Holzmair.
Seine Gesangslehrer waren Kjellaug Tesaker, Salzburg, Margreet Honig, Amsterdam, PatriciaMcCaffrey in New York und Abbie Furmansky, Berlin. Zu seinen Auszeichnungen gehört der Konzertpreis des Francisco-Viñas-Wettbewerbs Barcelona.

Mittwoch, 4. September 2013, 20 Uhr

Hamburg, Laeiszhalle, Studio E